Chianti-Wein: Weinanbaugebiete, Sorten, Weintouren und Weinfeste
Eingebettet in die Toskana schmiegt sich das Chianti-Gebiet in eine Kulturlandschaft, die von Hügeln, kleinen Wäldern und Pinien, von malerischen Dörfern und ausgedehnten Weinfeldern dominiert wird. Seit Jahrhunderten ist diese Region für ihren köstlichen Chianti-Wein berühmt. Das ausgewogene Klima ist nur ein Geheimnis des edlen Tropfens, von dem es heißt, er trüge den Geschmack italienischer Lebensart in sich.
Im Chianti-Gebiet haben die Trauben ideale Voraussetzungen, um sich zu einem Spitzenwein zu entwickeln. Sehr vorteilhaft sind zum Beispiel die geringen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht. Überdies wird die toskanische Landschaft fast ganzjährig von der Sonne verwöhnt, lediglich zu Jahresbeginn ist es etwas kälter. Auch Frost ist eher selten zu befürchten und Regengüsse halten meist nicht lange an. So verdankt der Wein seine Qualität vor allem dem guten Klima. Doch auch die Bodenverhältnisse spielen eine wichtige Rolle. Diese unterscheiden sich im Kernland und in den Untergebieten mitunter gravierend voneinander.
Der Chianti Classico
Das Chianti-Kernland reicht von Florenz im Norden bis nach Siena im Süden. Im Osten wird es von den Chianti-Bergen begrenzt, im Westen schließt es mit den Flusstälern von Pesa und Elsa ab. Es entspricht noch heute dem Gebiet, das im 18. Jahrhundert vom Großherzog der Toskana, Cosimo III., erstmals so festgelegt wurde. Dieses Gebiet ist die Heimat des Chianti Classico.
Alle Chianti-Weine unterliegen strengen Bestimmungen. Schon im frühen Mittelalter gab es dafür genaue Richtlinien. Die Qualitätsanforderungen sind unterschiedlich, wobei die höchsten Ansprüche an den Chianti Classico gestellt werden. Dieser Rotwein wird mit dem berühmten Qualitätssiegel „Gallo Nero“ („Schwarzer Hahn“) am Flaschenhals ausgewiesen. Im Weinanbau-Gebiet zwischen Siena und Florenz kontrolliert die Winzervereinigung, das Consorzio del Marchio Storico Chianti Classico, die hochwertige Qualität, die der Chianti durch die Sangiovese-Traube erhält. Wenn der Wein längere Zeit im Keller lagert, darf er sich Chianti Classico Riserva nennen. Der Classico-Rotwein zeichnet sich durch seinen herb-würzigen, harmonischen Geschmack aus und je nach Lagerungszeit gibt es ihn in unterschiedlich dunklen Rottönen.
Die Untergebiete des Chianti-Weins
Die leichteren, fruchtigen Chianti-Weine, die in den Untergebieten produziert werden, sind D.O.C.G.-Weine. Die Regeln für diese Weine sind weniger streng. Es entstehen hervorragende Chiantis, die u. a. auch als Tischweine ein anderes Preissegment abdecken. Die Kennzeichnung mit einer goldenen Pute am Flaschenhals, die früher dafür verwendet wurde, ist heute nicht mehr üblich.
Das ganze Weinanbaugebiet – abgesehen vom Herzstück des Chianti Classico – umfasst Weingüter, die von Pisa im Nordwesten bis hinunter nach Montalcino im Südosten reichen.
Die kleinste Region liegt im Nordosten: CHIANTI RUFINA. Kalkreicher Boden mit hoher Wärmespeicherung und dem trockenen Mesoklima lassen einen exzellenten Chianti gedeihen, der als Geheimtipp gehandelt wird. Verarbeitet werden traditionell nur die Rebsorten Sangiovese und Cannaiolo. Der Chianti vom Castello di Nipozza vom gleichnamigen Weingut der Familie Marchesi de’Frescobaldi gehört in der Region um Pontassieve zu den berühmtesten Weinen. Mit seiner fruchtigen Kräuternote wurde er mit 91 Punkten vom Wine Spectator belohnt.
Der CHIANTI COLLINE PISANE kommt aus der westlichsten Subzone. In diesem Hügelland zwischen Pisa und Volterra mit seinem milden mediterranen Klima und den lehmhaltigen bzw. sandigen Böden wird ein Chianti angebaut, der als Aufsteiger gilt. Die rote Sangiovese-Traube ist zu 70 Prozent enthalten. Ein Verschnitt darf nur einen 30-prozentigen Anteil heimischer oder alternativer Trauben aufweisen. Weiße Trauben werden nicht verwendet. Der Chianti Colline Pisane ist ein leichter Wein, der jung getrunken wird.
Der fruchtig-trockene CHIANTI MONTALBANO, der schon vor Jahrhunderten den Bischöfen von Pistoia ein Genuss war, entsteht in der nordwestlichen Unterzone des Chianti-Gebietes. Den Hauptanteil der Trauben im Montalbano stellt auch hier die Sangiovese. Um den Wein zu genießen, ist ein Abstecher zu einem der wenigen Produzenten nötig, denn dieser Chianti ist im Handel selten zu finden.
Der CHIANTI COLLI FIORENTINI aus der Unterzone gleichen Namens gedeiht auf steinig-sandigem bzw. kalthaltigen Boden. Vor allem die Sangiovese-Traube hat sich in dem Gebiet zwischen dem Arno-Tal und dem Classico-Gebiet neben Canaiolo Nero, Colorino und einigen weißen Sorten ausgezeichnet behauptet. In dem feucht-kühlen Klima entstehen aromatische Weine, deren Facettenreichtum und Feinheit an den Classico heranreichen. Eine gleichbleibend gute Qualität wird durch das Consorzio Chianti Colli Fiorentini gewährleistet, in dem inzwischen schon die Hälfte der Winzer vereinigt ist.
Als jüngste und kleinste Subzone mit 57 Hektar Rebfläche blickt die Gemeinde Montespertoli dennoch auf eine jahrhundertealte Weinbau-Erfahrung zurück. Hier, auf dem Hügel südwestlich von Florenz gelegen, wird der CHIANTI MONTESPERTOLI zu einem fruchtig-frischen Rotwein. Dessen Ausbeute ist zwar gering. Er weiß aber dennoch mit einer guten Struktur zu bestechen. Und das feiern die Bewohner alljährlich mit einer großen Verkostung beim Chianti-Festival.
Die südlichste Unterregion des Chianti-Gebietes hat sich mit dem CHIANTI COLLI SENESI einen ganz eigenen Namen gemacht. Es ist die größte und namhafteste Unterzone, in der die etwa 500 Winzern über ein eigenes Konsortium verfügen. Die Weinberge zehren sowohl vom Seeklima als auch von den Einflüssen des Landklimas. Charakteristisch sind Muschelkalk-Schichten und Sand. Der Colli Senesi ist ein kompakter Rotwein mit aromatischer Dichte. Hier geht ein Weinkenner erfolgreich auf Schatzsuche.
An den Abhängen des Valdarno, östlich des Classico-Gebietes, wird der CHIANTI COLLI ARETINI angebaut. Von den Chianti-Bergen umrahmt und dem kontinentalen Klima ausgesetzt, produzieren die Winzer hier einen Rotwein mit einem Jahresertrag von ca.35.000 Hektolitern, bei denen die Sangiovese-Traube den Hauptanteil bildet. Die Weine sind leicht, fruchtig-elegant und doch voller Charakter.
Prämierte Chianti-Weine
Die Experten-Jury der internationalen Fachzeitschrift „Der Feinschmecker“ hat die Weine des gängigsten Jahrgang 2012 verkostet, prämiert und 2017 vorgestellt. Zehn Plätze wurden vergeben.
Die ersten drei gingen an den Chianti Classico Gran Selezione vom Weingut Barone Ricasoli Castello di Brolio, dem ältesten Weingut Italiens, den Chianti Classico Riserva Vignavecchia von der Fattoria Vignavecchia und den Chianti Classico Riserva Banfi vom Castello Banfi.
Weitere Prämierungen erhielten der Chianti Classico Riserva Nittardi von der traditionsreichen Fattoria Nittardi, der Chianti Classico Riserva Fontalpino von der Fattoria Carpineta Fontalpino, die schon von Barack Obama besucht wurde.
Vom Vorzeige-Weingut Marchesi Antinori stammt der Chianti Classico Riserva Villa Antinori, gefolgt vom Chianti Classico Riserva Agostino Petri, der auf dem Gut Castello Vicchiomaggio in der Nähe von Greve produziert hergestellt wurde und das auch den ebenfalls prämierten Chianti Classico Gran Selezione La Prima produziert hat.
In die Spitzenliga der Chianti-Weine kamen in diesem Ranking auch der Chianti Classico Riserva Castello di Volpaia vom gleichnamigen Weingut und der Chianti Classico Riserva La Madonnina, den die Familie Triacca auf La Madonnina, dem Land um die Villa Franchi herstellt.
Weintouren und Weinfeste
Chianti zu trinken ist ein Genuss, aber dazu noch durch eine atemberaubend schöne Landschaft voller Weinberge und Olivenhaine zu fahren, erhöht ihn um ein Vielfaches. Kein Wunder, dass sich der Schlager „Ja, ja, der Chianti-Wein…“, den Gerhard Winkler 1940 komponierte, gedanklich aufdrängt.
Die Strada Chiantigiana ist eine der berühmten Weinstraßen, die man per Auto, Fahrrad oder auch auf einer Wanderung erkunden kann. Sie führt von der Provinz Florenz über Greve bis Siena. Dörfer, Burgen und so weit das Auge reicht: die Weinfelder des Chianti Classico. An einem Tag ist das nicht zu schaffen. Mit den zahlreichen Übernachtungsmöglichkeiten lässt sich aber im Chianti-Gebiet ausgiebig kulinarisch Urlaub machen. Die Region ist übersät von Weinkellern, Weinhandlungen und Möglichkeiten der Verkostung gibt es fast auf jedem Weingut.
Überall in der Chianti-Region wird die Zeit der Ernte mit zahlreichen Weinfesten gekrönt. Zum Beispiel findet in der dritten Septemberwoche im Greve-Ortsteil Panzano ein Weinfest statt. Von allen Festen ist doch die Weinmesse in Greve, einer der größten Orte im Chianti, ein besonderer Höhepunkt. Alljährlich findet sie in der zweiten September-Woche dort als großes Weinfest statt. Die neuen Chianti Classico-Weine werden in fröhlichem Rahmen auf der Piazza Matteoti von den Winzern der Region den Einheimischen und den Gästen präsentiert. Zum Eintritt von etwa 10 Euro bekommt jeder Besucher ein Glas, mit dem er dann von Stand zu Stand gehen und sich einen Überblick über die unterschiedlichen Chianti Classico verschaffen kann. Probieren, genießen und bewerten. Die Stimmung ist sehr ausgelassen. Die regionalen Käse- und Wurstspezialitäten runden zusammen mit Oliven den Messe-Besuch ab.
Chianti – Unterkünfte und Reiseinformationen
Informationen für die Chianti-Reise
Ferienwohnungen in Weingütern des Chianti
Freizeitangebote im Chianti-Gebiet
Urheberrechte für Fotos auf dieser Seite
Chianti Classico, © Marco Zamperini | Dreamstime.comWeinberge im Chiati, © stux, Pixabay, © Massimo Santi | Dreamstime.com